Zum ersten Mal wurden am 5. Juli 2002 beim Filmfest München die Förderpreise Deutscher Film vergeben. Aus 52 Filmen der Reihen Made in Germany – Deutsche Kinofilme und Deutsche Fernsehfilme, von denen 17 für den Förderpreis nominiert waren, wählte die Jury Preisträger in der Kategorie „Drehbuch“, „Schauspiel“ und „Regie“ aus. Der von der HypoVereinsbank, Bavaria Film und Bayerischer Rundfunk vergebene und mit 80.000  Euro dotierte Preis geht an den Drehbuchautor Chris Kraus  (Scherbentanz), an die Schauspielerin Katharina Schüttler und an Regisseur Michael Hofmann (Sophiiie!). Den persönlichen Sonderpreis der Jury erhält Detlef Bothe und sein Team (Feiertag).

Als „Regie-Förderpreis der HypoVereinsbank“ hat der neugeschaffene „Förderpreis Deutscher Film“ schon eine lange Tradition. Durch die neuen Partner Bavaria Film und Bayerischer Rundfunk ist der Preis auf Drehbuchautoren und Schauspieler erweitert worden. Die Jury bildeten die Produzentin Molly von Fürstenberg, Olga Film, der Autor und Produzent Prof. Ulrich Limmer (u. a. Das Sams), sowie der Regisseur Oskar Roehler. Paten der Preisträger sind die Schauspielerin Meret Becker und ihre Kollegen Jürgen Vogel und Udo Wachtveitl.

Der Förderpreis Deutscher Film „Schauspiel“, dotiert mit 20.000 Euro, geht an: Katharina Schüttler für ihre Rolle in „Sophiiiie!“ von Michael Hofmann

Die junge Schauspielerin Katharina Schüttler führt uns durch eine Odyssee der Verzweiflung, der wir dank ihrer überragenden Leistung erschrocken und gebannt folgen. Dabei gibt sie dem Zuschauer nicht das Gefühl der bloßen Darstellung einer radikalen Frauenfigur, sondern vielmehr den Eindruck einer unmittelbaren Existenz von innerer Spannung und Zerrissenheit. Katharina Schüttler ist ebenso erotisch wie unberechenbar und ihre schauspielerische Energie erlaubt minutenlange Szenen, ohne Schnitt oder Schwenk. Die Spannbreite ihrer Kunst reicht von explodierender Gewalttätigkeit über ungekünstelten Charme bis hin zu zerbrechlicher Hingabe. Die Schauspielleistung von Katharina Schüttler braucht keinen internationalen Vergleich zu scheuen.

Der Förderpreis Deutscher Film „Drehbuch“, dotiert mit 20.000 Euro  geht an: Chris Kraus für „Scherbentanz“

Chris Kraus gelingt es in seinem Buch hochkomplexe, psychisch schwer belastete Figuren in ihrer Schicksalhaftigkeit nachvollziehbar darzustellen. Sein Blick in die Struktur einer zerstörten Familie ist ebenso analytisch wie bedrückend. Dabei gelingt ihm die Grantwanderung, diesem ernsten Thema auch tragikomische Momente abzugewinnen, ohne seine Figuren zu verraten. Obwohl diese Welt hermetisch verschlossen scheint, zieht Chris Kraus den Zuschauer in einen geheimnisvollen Kosmos von Verdrängung, Krankheit und Lüge, aus dem es am Ende dennoch die Hoffnung auf Vergebung gibt.

Der Förderpreis Deutscher Film „Regie“, dotiert mit 40.000 Euro geht an: Michael Hofmann für „Sophiiiie!“

Dem Regisseur Michael Hofmann gelingt es, den Horrortrip seiner Protagonistin glaubwürdig, anrührend und erschreckend zu inszenieren. Sein Spektrum reicht dabei von der spannungsgeladenen Aktionszene bis zur minutenlangen Plansequenz. Und immer hält er den Zuschauer virtuos in Atem. Seine Inszenierung stellt sich in den Dienst der Geschichte und der Schauspieler, die er bis an die Grenzen des Machbaren führt. Der Sogwirkung und der Magie seines Filmes kann man sich kaum entziehen. Die emotionale Zerrissenheit seiner Hauptfigur und die suggestive Gestaltung machen seinen Film zu einen Ereignis.

Der persönlicher Sonderpreis der Jury  geht an Detlef Bothe und seine Kollegen für „Feiertag“

Außergewöhnliche Produktionen erfordern mitunter außergewöhnliche Juryentscheidungen. Ein Schauspieler, Regisseur und Produzent sammelte einen Kreis von Freunden und Kollegen um sich, um mit großem Enthusiasmus, Hingabe und einem gerütteltem Maß von Wahnsinn einen Ensemblefilm zu drehen.

Die Jury folgt seinem Beispiel und stiftet aus eigener Tasche einen Preis für Mut, Risikobereitschaft und Verrücktheit, die jedes solche Unternehmen braucht. Der Sonderpreis der Jury soll ein Ansporn sein für all diejenigen Kollegen, die es wagen wollen einmal die ausgetretenen Wege zu verlassen, um unabhängig eigene Visionen zu verwirklichen.