Die Eisbombe, Regie: Oliver Jahn, Rolle: Lucie (Premiere am 07.08.2008)
Sieht man von der Regenphobie, den neurotischen Ängsten und der Allergie gegen tiefgefrorene und sonstige Früchte einmal ab, ist Thomas-Albert Schuhmann-Weihl eigentlich ein ganz normaler Junge. Seit seiner frühesten Kindheit wurde ihm eines klar gemacht: niemals und unter keinen Umständen kann man sicher sein. Lebensmittelindustrie, Umweltzerstörer und Raubbauern sind das Übel, das den Schumann-Weihls zu schaffen macht und ihnen jede ruhige Minute raubt. In jahrelanger Schwerstarbeit entwickelte die Familie ein Gegenmodell zu Fast Food und Ressourcenverschwendung.
Wok-Küche, Nichtraucher-Mentalität, Lebensmittel in Bio-Qualität und das Tiefkühlprinzip sind die Maßnahmen, die sie ergriff en haben, um sich vor der Abfall- und Verschmutzungsgesellschaft eines technikbesessenen Zeitalters zu schützen.
Doch der Schutz vor den Ausdünstungen der Industrie hat seinen Preis: abgeschottet von den Selbstverständlichkeiten des Lebensmittel- und Gesundheitsmarktes lebt die Familienbande in trauter Viersamkeit – die Antennen ausschließlich auf Gesundheitsratgeber und Ernährungstipps der Medien gerichtet. So kommt es einem Affront gegen die sicherheitverleihenden eigenen vier Wände gleich, als Tom als Zivildienstleistender im Krankenhaus dort auch sein eigenes Zimmer beziehen will. Als dann auch noch ein Eisklotz in das Dach des Einfamilienhauses stürzt, hat Tom ein Problem zu viel. Aus Furcht vor Strahlen, Schadstoffen oder dem Angriff der Chemiekeule folgt die generalstabsmäßige Evakuierung in den hauseigenen Bunker – ein vollkommen unbiologischer Anbau, wo schon die Ravioli-Dosen aus den 80er Jahren darauf warten, ihren lebensrettenden Zweck zu erfüllen.
Tom zieht die Konsequenzen, verlässt Heim und die gar nicht mehr heile Biowelt – sehr zum Unmut seiner überfürsorglichen Eltern, die in dem rauchenden und schnoddrigen Krankenhaus-Personal eine Gefahr für Leib und Leben ihres Sohnes wittern. Toms Ängste und Sorgen gelten hier zwar als schrullige Absonderlichkeiten, doch die Bekanntschaft mit der schönen Lucie ist für ihn ein Grund mehr zu bleiben.
Seine verbarrikadierten Eltern beginnen über die Medien eine Schlammschlacht gegen die unwilligen Versicherungsvertreter. Doch die fühlen sich für den Dachschaden der Familie überhaupt nicht zuständig. Tom indes setzt sich dem ganz normalen Alltag aus. Mit Lucies Hilfe begibt er sich in die Gefahrenzonen des Lebens und entdeckt eine Welt der Freundschaft, der Ausgelassenheit und der Sorglosigkeit. Doch die Schuhmann-Weils geben nicht auf: mit allen Mitteln versuchen sie, den verlorenen Sohn zurückzuholen. Aus Angst vor dem mysteriösen Eisklotz und dessen rasender Verbreitung im ganzen Haus ernähren sie sich nur noch von den desinfi zierten Lebensmittelkonserven – bis sie von der Ironie des Schicksals eingeholt werden. (Quelle: Presseheft zum Film)
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